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Volcan Villarica / Chile


Ich bin zwei mal für einige Monate durch Chile gereist und habe das Land kennen und lieben gelernt. Ich habe die Häuser und Städte von Pablo Neruda besucht, die Einsamkeit Patagoniens kennengelernt und die Endlosigkeit der Atacama-Wüste. Ich habe Sylvester in Valparaiso verbracht, unzählige Vulkane bestiegen. Ich bin durch Patagonien bis zum Ende der Welt in Feuerland  gereist, in die südlichste Stadt der Welt Ushuaia/Argentinien und fast 6000 m hoch auf dem Licancabur. Einen Teil der Reise habe ich mit meinem Freund Dieter verbracht und den Rest mit den netten Chilenen, die sich weitgehend aus dem Joch der Unterdrückung befreit haben. Sie sind wieder das, was sie immer waren: nette und herzliche Menschen. (Hier noch einige Fotos aus beiden Reisen.)    (Link Chile: bei Temuco, - Link Patagonien: Nähe Calafate + Caleta Gonzalo, - Link Vulkane: Villarica, Osorno, Chillan, - Link Ushuaia mit Schnee im Sommer, -     Link Dieter: Dorf und Vulkan Isluga, Licancabur, Altiplano, Start der Atacama-Tour bei Antofagasta, - Link Chilenen: Dorf Vichuquen)


Buchempfehlung: "Antonio Skarmeta: Mit brennender Geduld" (Piper) - als Film mit Originaltitel Regie Antonio Skarmeta. Als weitere, etwas in Zeit und Ort veränderte Verfilmung unter dem Titel "Il Postino"  (Der Postmann) Regie Michael Radford, mit Philippe Noiret als Pablo Neruda und Massimo Troisi als Briefträger. (Inzwischen beide leider verstorben, letzterer leider viel zu früh, noch bevor der Film fertig gestellt war.)



Laguna Verde und Volcan Licancabur (Bolivia)


Der Titel des Tagebuchs meiner ersten Chile-Reise lautet:

"EIGENTLICH WAR ICH IMMER NUR EIN REISENDER"

Und er steht stellvertretend für mein ganzes Leben.
Die Menschen, die meine Wege gekreuzt haben, oder mich ein Stück
meines Lebens begleitet haben,
sind meine Reisebegleiter.(Link: Volcan Llaima)



Grenzübergang Chile/Bolivia



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Carretera Austral / Chile




IM LAUFE DER NACHT ist die Geschichte einer Gruppe junger Leute, die einer Glaubensgemeinschaft angehören und nach einer Tagung in Santiago noch eine Tour durch Patagonien machen. Wegen einer Autopanne müssen sie in den endlosen Wäldern übernachten. Dabei kommen sie an ihre persönlichen Grenzen, was schließlich zu einer Eskalation führt.


Hier einige Auszüge aus der Geschichte:



"Die Fahrt ist erst mal vorbei." Die anderen sind jetzt auch alle ausgestiegen und schauen sich ratlos an. "Was heißt, die Fahrt ist erst mal vorbei?" fragt Susan. "Es wird gleich dunkel und wir müssen noch zum Hotel." Jorge lacht. "Senora, es tut mir leid, aber dieser Bus fährt heute zu keinem Hotel mehr. Die Radaufhängung ist abgerissen und die Ölwanne hat ein Loch." "Können sie das reparieren?" mischt sich Peter wieder ein. "Ja, aber nicht hier und jetzt." "Dann holen sie Hilfe oder einen Abschleppwagen," schlägt der kleine Johnatan vor und Jorge sieht ihn erstaunt an. "Was glauben sie, wo wir hier sind? Abschleppwagen, dass ich nicht lache. Und wo soll hier Hilfe herkommen? Wir sind weit abseits von der Route und abends fährt hier ganz bestimmt keiner mehr vorbei." "Was heißt das?" fragt Susan, weiß aber die Antwort schon. "Das heißt, dass wir hier in diesem Bus übernachten werden," meldet sich der lange Australier Joseph zu Wort. "Sehe ich das richtig?" "Richtig!" bestätigt Jorge.

"Haben sie denn eine Familie?" Susan ist für einen Moment verwirrt, denn sie ist es nicht gewöhnt, dass man ihr persönliche Fragen stellt. Dann lächelt sie: "Das ist meine Familie," sagt sie und deutet auf die anderen in der Dunkelheit. "Wir sind alle eine große Familie und Gott ist unser Vater." Jorge nickt. So etwas hat er sich schon gedacht. "Sie sind noch jung, wollen sie nicht noch was anderes vom Leben kennen lernen?" "Was denn? Wir lernen doch das ganze Leben kennen. Unser Denken ist offen und vielschichtig, es fehlt uns nichts." "Euer Denken ist euch doch vorgegeben. Woher wollt ihr wissen, was es außerhalb euerer Scheuklappen noch alles geben kann?" Susan ist empört. "Wir haben keine Scheuklappen." Sie will sich erheben. Jorge greift nach ihrem Arm und sie zuckt erschrocken zurück. "Entschuldigen sie. Bitte bleiben sie noch."

"Was ist das denn für ein Glaube, der euch die Freiheit nimmt?" "Uns die Freiheit nimmt? Was soll das heißen, wir sind frei. Vielleicht mehr als sie. Sie rauchen und trinken, sind abhängig von ganz banalen Süchten und niederen Bedürfnissen." "An was denken sie da?" fragt Jorge und Susan glaubt, dass sie rot wird, aber zum Glück ist es dunkel. "Sie leben in ihrem eigenen Gefängnis, Jorge." Er schüttelt den Kopf. "Wenn Patagonien ein Gefängnis ist, dann bin ich gerne ein Gefangener. Ich würde gerne mit ihnen alleine ein paar Tage durch die Wälder hier streifen und jede Wette, sie würden danach anders über die Freiheit denken." Susan sieht ihn erstaunt an und er schaut irgendwo in die Nacht. 

Die Nacht ist so dunkel, wie sie es noch nie erlebt hat. Hin und wieder hört sie einen Nachtvogel schreien, irgendwo raschelt es im Gebüsch. Dennoch hat sie keine Angst. Irgendwo in ihrer Nähe wird Jorge sein. Sie hat inzwischen die Biegung des Weges erreicht. Noch ein paar Schritte und sie kann den Schein des Feuers nicht mehr sehen. Sie bleibt stehen und ihr Herz klopft wie wild. Jetzt ist sie wirklich alleine. Sie sieht nichts mehr und hört nichts mehr, egal wohin sie sich dreht. Nur in ihren Ohren rauscht das Blut. Das muss die Einsamkeit sein, überlegt sie sich und wundert sich über ein Gefühl des Wohlbehagens, das in ihr aufsteigt. Und plötzlich begreift sie: Dies ist die Freiheit! Sie wirft ihren Kopf in den Nacken, breitet die Arme aus und schaut empor zu den Sternen, von denen Jorge gesagt hat, dass es die Spieglungen der Seelen der Menschen wären. "Jetzt leuchtet ein Stern mehr dort oben," spricht sie vor sich hin und dreht sich dann langsam im Kreis. "Jorge, wo bist du? Ich glaube, ich habe es begriffen," ruft sie. "Dann drehe dich weiter," sagt er leise, ganz in der Nähe im Dunkel, "drehe dich weiter und du wirst sehen, dass es nirgendwo eine Grenze gibt."

Susan friert. "Ich hole mir einen Pullover," sagt sie und geht zum Bus. "Du musst näher ans Feuer kommen," ruft Peter ihr nach. In unserer Gemeinschaft kann es dir nicht kalt werden. Kälte machen nur die Gedanken, die abtrünnigen Gedanken." "Was meinst du denn damit, Bruder Peter?" fragt Marylue. "Nun, unsere Schwester Susan entfernt sich innerlich von uns. Sie ist mit ihrer Seele nicht mehr voll und ganz bei uns." "Wir müssen ihr helfen," schlägt David vor.

"Schwester Susan ist weg," sagt Peter und David fügt hinzu: "Der Eingeborene hat sie geholt." Auch Samuel und Johnatan sind inzwischen erwacht und gesellen sich zu den anderen. "Wir müssen sie suchen. Der Wald ist so dicht, dass sie eigentlich nur auf dem Weg gegangen sein können und zwar in diese Richtung, sonst hätten wir sie am Feuer vorbeikommen sehen," sagt David. "Wir müssen zusammenhalten. Wenn der Kerl unserer Schwester Gewalt angetan hat, dann kriegt er es mit uns allen zu tun." Der kleine Johnatan erwacht zu ungeahntem Kampfgeist. Samuel ballt eine Faust und schlägt sie in die Hand.

Susan ist eingeschlafen, ihr Kopf ist gegen seine Schulter gesunken. Jorge lächelt. Eigentlich hatte er für diese Nacht ja etwas anderes vorgehabt, aber es hat sich anders entwickelt. Er spürt, dass er mit dieser Frau viel behutsamer umgehen muss, als er vorhatte. Und daran, dass er sich sogar verliebt haben könnte, glaubt er auch jetzt noch nicht. Aber sie haben ja noch so viel Zeit, denn die vergeht in Patagonien langsamer, als anderswo. Die Petroleumlampe hat er längst ausgedreht, lauscht im Dunkel ihren gleichmäßigen Atemzügen und ist irgendwann selbst eingeschlafen.

Die Tür öffnet sich und die sechs Männer und Marylue kommen wieder herein. Hinter ihnen ist am Himmel bereits der erste fahle Schein des Morgens zu erkennen. Peter schaut zu Susan. "Wir werden deine Ehre wieder herstellen, Schwester Susan, und wir werden dir aus deiner Krise und deiner Schwäche heraushelfen." "Wir helfen dir!" rufen die anderen im Chor. "Und dich, Angeklagter," wendet sich Peter wieder Jorge zu, "und dich verurteilen wir hiermit zum Tode durch Steinigen. Das Urteil wird sofort vollstreckt."

Fahles Morgenlicht verwandelt die Silhouetten der Bäume in traurige Gespenster, die recht und links des Weges Spalier stehen. Keine Vögel zwitschern, Nebelschwaden hängen zwischen den Bäumen und auf dem Weg. Das Lagerfeuer ist erloschen, nur noch der Rauch steigt in den Himmel. Peter und David sitzen neben dem Bus, gegen das Vorderrad gelehnt. Die Fahrertür steht offen. Auf der Erde liegen einige leere Bierdosen. Peters Gesicht ist blutverschmiert, sein Hemd ist zerrissen, seine Hände aufgeschrammt. Samuel sitzt am Feuer, starrt in die Asche und hat seine Arme mit den blutigen Fäusten um Johnathan geschlungen, der schlafend in seinem Schoß liegt. Das Blut in seinem Gesicht ist getrocknet. Einige Meter weiter sitzen Joseph und Charles rechts und links am Wegrand, mit den Rücken zueinander und starren in den Wald. Aus dem Bus hört man das Schluchzen von Marylue und das ist das einzige Geräusch, das in der Morgendämmerung zu hören ist. 

 

(Fotos: Carretera Austral, Bus Calafate-Puerto Natales und Bahia Mansa - Chile)


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Piste zum Volcan Lascar Atacama Wüste / Chile 
(Link: Volcan Juriges)


„Was tun, wenn alles getan ist?
Wohin schauen, wenn alles gesehen ist?
Was reden, wenn alles gesagt ist?
Die Ruhelosigkeit verzehrt sich an sich selbst.
Die Neugier erschöpft sich an der Erfahrung.
Die Einmaligkeit fängt an sichzu wiederholen.
Was bleibt ist die Müdigkeit am Ende der Reise."

"DIE MÜDIGKEIT AM ENDE DER REISE"

ist der Titel des Tagebuchs meiner zweiten Chile-Reise
und auch er steht stellvertretend für mein Leben.
(Link: Vulkan Lonquimay)


Geysire El Tatio / Chile



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(Auf dem Rio Baker nach Caleta Tortel -
Patagonia / Chile)




EIN ZÖGERN WÄHREND DER REISE ist die Geschichte eines Weltenbummlers, den es am Ende einer Reise durch Chile in das abgelegene Dorf Caleta Tortel am Ende der Carretera Austral in Patagonien, verschlägt, damals nur per Boot über den Rio Baker zu erreichen. Dort findet er Quartier im Haus von Isabella, einer allein lebenden Frau, was in Chile nicht so selbstverständlich ist. Für ihn ist es nur ein Übernachtungsquartier, eine Station auf seiner Reise, aber er wird hier mit dem Alltag von Isabella konfrontiert und auch mit den Erinnerungen an seine Kindheit. Es entsteht plötzlich eine familiäre Nähe, auf die er nicht vorbereitet ist und die ihn zunehmend verwirrt. Obwohl er nicht glaubt, in diese Welt zu passen, kann er sich ihr jedoch nicht mehr entziehen. Und er stellt sich die Frage, ob er hier seine Reise unterbricht, oder gar beendet.

(Diese Geschichte beruht auf einer wirklichen Begegnung. Und sie ist noch immer unvollendet.
Vielleicht komme ich aber noch mal nach Chile, auch wenn es dann zu spät ist.)   


Caleta Tortel / Chile

 

Anmerkung 2007: Die reale Handlung, die dieser Geschichte zu Grunde liegt (und zu Grunde ging) ist nun acht Jahre her. Ich habe diese Geschichte nie zu Ende geschrieben und werde es wohl auch nicht mehr tun. Und doch ist dies vielleicht eine der wichtigsten Geschichten, die ich hätte schreiben können. Damals stand es auf der Kippe, ob ich in Chile bleibe, oder nicht.

Nun, ich bin nicht geblieben, vielleicht einer meiner größten Fehler, die ich gemacht habe. Wer weiß das schon?

Meine Tour von Puerto Montt über die Carretera Austral wäre in Cochrane eigentlich zu Ende gewesen. Aber ich wollte noch ein kleines Stück weiter. Mit dem Bus zu dem einsamen Haus Los Vagabundos am Rio Baker und von dort weiter per Anhalter mit einem kleinen Fracht-Boot über den wasserreichsten Fluss Chiles nach Caleta Tortel.

In meinem Quartier, einem kleinen Haus bei der Frau, die in meiner Geschichte Isabella heißt, ist etwas geschehen, was ich in der Geschichte als „Flucht vor Nähe“ dargestellt habe. Als wir beide abends auf der Couch vor dem Fernseher saßen, sie mir das Essen auf den Teller schöpfte, dann strickend neben mir saß, da waren wir eine Familie, ein „altes Ehepaar“ wie überall in der Welt. Nichts besonderes, außer, dass wir in einem kleinen Haus zwischen den großen ewigen Eisfeldern im südlichen Patagonien saßen, am „Ende der Welt“. Isabella zog plötzlich hübsche Kleider an, richtete Ihre Haare her, und deckte den Tisch mit ihrem besten Geschirr. Sie gab sich sichtlich Mühe, ihr bescheidenes aber sehr gemütliches Heim für mich herzurichten. Bekannte, die sie besuchten, grüßten mich ganz selbstverständlich, einer lud mich zu einem Besuch ein. Ich merkte, wie schon nach kurzer Zeit der Alltag für mich gegenwärtig wurde. Sie wollte auch deutsch lernen.

Isabella war eine schöne Frau, und  und nie werde ich ihren Blick vergessen, als ich ihr sagte, dass ich nach wenigen Tagen schon wieder abreisen wollte. Sie schaute mich nur traurig an und es war, als bräche eine Welt zusammen. Vielleicht für uns beide? Es tat mir irgendwo tief drinnen sehr weh.

Ich weiß, sie hätte gerne weiter für mich gekocht, mein Zimmer sauber gemacht und vielleicht auch meine Wäsche gewaschen. Dieses selbstverständliche Rollenbild einer Frau, das wir in unserem Land vielleicht verächtlich betrachten und ich ganz besonders, ist dort in diesem Land und vor allem in den entlegenen Gegenden ganz selbstverständlich. Das hätte ich erst lernen müssen. Sie hätte mir die Zeit gegeben.

Heute weiß ich, dass meine Abreise damals eigentlich eine Flucht gewesen ist. Diese Form von „Familienleben“ hatte ich lange hinter mir und war damit gescheitert. In meinem jetzigen Leben war dafür kein Platz mehr.

Ich habe danach noch viel erlebt und werde es hoffentlich auch noch weiterhin. Ich bin noch nicht zur Ruhe gekommen und werde es hoffentlich auch weiterhin nicht. Aber gelegentlich frage ich mich, warum ich manchmal, wenn ich müde und erschöpft irgendwo in einem fremden Land sitze, an Caleta Tortel und an  Isabella denke? ..... Isabella? Ihren richtigen Namen habe ich längst vergessen.
                                                   .....


(siehe auch:     Chile      Patagonien)

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Die Piste von San Pedro de Atacama zum Salar de Surire führt durch endlose einsame Wildnis. 
(Link: Lamas auf dem Weg nach Surire)

Antofagasta ist eine Großstadt in der Atacama-Wüste. Hinter dem letzten Haus beginnen hunderte Kilometer Sand und und Einsamkeit.   (Link: Pelikane in Antofagasta )




...fast eine Weihnachtsgeschichte


Zwei Tage in den Hütten bei dem Militärposten an der Laguna Verde. Ein paar halb zerfallene niedrige Gebäude , aus bröckelndem Beton, mit Staub bedeckt, ca. 4200 m hoch, darüber flatterte die bolivianische Fahne im Wind. Irgendwo in der kargen Einsamkeit des Altiplano, die Gipfel rundherum waren meistens Vulkane und alle zwischen 5000 und 6000 m hoch.. Das einzigste frische Wasser kam aus einer kleinen Quelle, unten an der salzigen Lagune.

Zwei Abende in der finsteren rauchigen Hütte, wo ein alter Indianer auf einem ebenso alten schiefen Herd eine Hühnersuppe kochte, auf die sogar ein Huhn stolz gewesen wäre. In den Fettaugen blieb der Löffel stehen, wenn man ihn hineinsteckte. Sie weckte alle Lebensgeister, die tagsüber in der dünnen Luft und der brennenden Sonne zu erschlaffen drohten.

Es war Weihnachten. Auf den Weihnachtsmärkten drängten sich tausende Menschen um die Buden, der Einzelhandel rieb sich die Hände, Tannenbäume wurden nach Hause geschleppt, aber die Augen leuchteten nur noch, wenn sich das Neonlicht darin spiegelte. 

Auch die Menschen, die mir nahe waren und an die ich jetzt gerne dachte, kämpften sich wohl durch diese vorweihnachtliche Schlacht, auf der Suche nach familiärer Gemütlichkeit. Nur mein Freund Dieter und ich waren 15000 Kilometer entfernt, auf unserer langen Tour durch die chilenische Atacama-Wüste, hier in dieser gottverlassenen Gegend, am Fuße des Licancabur angekommen, um diesen ehemals heiligen Berg der Inkas zu besteigen. Weihnachten hatte nichts mehr mit uns zu tun.


(bei Laguna Miscanti...)


Am nächsten Tag gönnten wir uns den Luxus, uns von dem Indianer mit dem Jeep zu den Ruinen eines alten Inkadorfes bringen zu lassen, ca. 4700 m hoch, unserem Basislager. Wir errichteten unser Zelt windgeschützt zwischen den alten Mauern und warteten auf den Abend, von dem man sagt, dass es der Heilige Abend sei. Einsetzendes Schneetreiben, auch im bolivianischen Sommer in dieser Höhe keine Seltenheit, erinnerte schon fast an zu Hause. Die Gipfel der Vulkane Juriges und Licancabur verschwanden langsam in der Dunkelheit, nur ihre Konturen zeichneten sich noch vor dem noch etwas hellerem Himmel ab. 

Der Licancabur war früher eine Kultstätte der Inkas für ihre Toten, in seinem Krater sollte ein kleiner See sein, in fast 6000 m Höhe. Der jüngere Nachbarvulkan Juriges war früher noch höher, hatte jedoch bei einem gewaltigen Ausbruch seinen Gipfel weggesprengt. Sein riesiger Krater ragte wie eine offene Wunde in den Nachthimmel. Zwischen den Wolken, die langsam verschwanden, zeigten sich die ersten Sterne. Schließlich breitete sich über uns ein sternenbeleuchtetes Firmament aus, wie es nur in der dünnen Luft in dieser Höhe gesehen werden konnte.

Wir saßen zwischen den geschichtsträchtigen antiken Mauern und schauten schweigend hinauf zu den Sternen. Da fiel mir wieder ein, dass Weihnachten war. Wir öffneten eine Flasche Wein, die wir extra für diesen Abend mitgenommen hatten, und redeten über früher. Früher war weit entfernt, später auch. Die ganze Welt war weit entfernt. Mir war es so, als säßen wir hier nicht nur zwischen Himmel und Erde, sondern auch zwischen den Welten und zwischen den Zeiten.

Wir sprachen leise, obwohl uns hier auch niemand gehört hätte, wenn wir geschrieen hätten. Ich dachte an ein altes Weihnachtslied: Stille Nacht, Heilige Nacht...
Erst hier konnte ich spüren, was das war: eine stille Nacht. Was wir sonst für  Stille hielten, war doch meistens nur das Fehlen von Lärm. Und beim Anblick von Millionen leuchtender
Sterne über mir, glaubte ich auch zu erahnen, was das war: eine heilige Nacht.

Die Erinnerungen gewannen an Bedeutung und verloren sie gleich wieder. Es galt die kalte Nacht gut zu überstehen, um morgen früh, noch in der Dunkelheit, die Tour zum Gipfel zu beginnen. Der Schlaf kam spät, war unruhig und kurz. Müde schleppten wir uns im Schein unserer Stirnlampen über die Hochebene, dem Berg entgegen. Hier bist du wirklich einsam, dachte ich mir und es war wohltuend hinter mir die Schritte meines Freundes zu hören.

Der Aufstieg war mühsam und anstrengend, der Sonnenaufgang grandios. So viel geballte Natur um uns herum, karg und rauh, aber einmalig schön. Die Gipfel warfen noch ihre Schatten in die Hochtäler, die Sonne brannte schon bald, doch die Luft blieb kalt und wurde immer dünner. Die Schritte wurden immer anstrengender, der steile Hang  immer schwieriger, die Selbstzweifel immer größer. Und wenn ich glaubte nicht mehr weiter zu können, nicht mehr weiter zu wollen, dann war es Dieter, der mich anspornte und mir den symbolischen Tritt in den Hintern gab.

Auf dem Plateau, etwa 100 m unterhalb des Gipfels, machten wir eine längere schweigsame Pause. Ich lauschte meinem schweren Atem und meiner inneren Stimme, die mir sagte: okay, jetzt schaffst du es und wenn es das letzte ist, was du in deinem  Alter noch schaffst. Die letzten Meter wurde mein Schritt immer schneller und als wir den Gipfel erreicht hatten, war ein Traum wahr geworden. Wir hatten einen Höhepunkt erreicht, im wahrsten Sinn des Wortes. Es war der Geburtstag meines Freundes.

Es gab tatsächlich den kleinen See im Krater und der Blick ging grenzenlos in alle Richtungen. Über den niedrigeren großen Krater des Nachbarvulkanes und die Berge der bolivianischen Anden in der einen Richtung, tief unter uns die Laguna Verde,  und  bis weit hinein in die endlose chilenische Atacama-Wüste in der anderen Richtung. Vielleicht werde ich nie wieder einen solchen grenzenlosen Blick haben, dachte ich mir.

Der Abstieg ging dann recht schnell, in dem weichen Aschestaub und Sand. Bei den Inka Ruinen angekommen, schauten wir immer wieder zurück, hinauf zu dem Gipfel. Noch am selben Abend kehrten wir zurück zu dem Militärposten an der Laguna Verde. Am nächsten Tag fuhren wir mit einem vorbeikommenden Geländewagen zurück, über die einsame Grenze nach Chile und nach San Pedro de Atacama, in die Zivilisation, die es trotz allem überraschender Weise noch gab.

Am Abend bestellten wir uns in einem netten Lokal, zwischen laut schwätzenden Touristen, den besten Wein, den es auf der Karte gab, und prosteten uns zu.
Lächelnd und schweigend.

 

 (San Pedro de Atacama, Chile, Dezember 1998)

 (Fotos Volcan Licancabur/Chile 5915 m - Link: Ruina de Incas/Bolivia ca. 4700 m)

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"Weit reisen wir hin, weit in die Ferne, um die Augenhöhlen aus Stein zu verstehen, die erloschenen Augen, noch immer blickend, die großen Gesichter, bereit für die Ewigkeit"          (Pablo Neruda)  


"Es ist ganz leicht, sich selbst zu verlieren,
 doch schwer einen guten Freund."  

(Ollague ist ein kleiner Grenzbahnhof zwischen Chile und Bolivien, mit einem gleichnamigen aktiven Vulkan.
Irgendwo auf dem Altiplano, auf unserer Tour durch den Norden Chiles.)


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hinaus aus der stadt -
durch die hintertür,
wo das leben nicht mehr schön ist,
sondern nur noch gelebt werden muß.

hier sind die fassaden der häuser älter,
die müllhalden gegenwärtiger
und das licht entblößender
als an den großen straßen.

die farbe grau beherrscht
die staubigen holzhütten
und die sandigen wege -
und die gesichter.

nur die augen der kinder leuchten
manchmal in ihrer unwissenheit,
wenn das signalhorn des zuges ertönt.
sie haben noch nicht begriffen,
daß hier jeder tag doppelt zählt,
weil es keine zukunft gibt.

die bahnhöfe haben wenigstens
schon einmal eine bessere zeit gesehen,
das haben sie den menschen
auf den bahnsteigen voraus.

sie stehen dort und warten,
halten sich an dem irrglauben fest,
daß am ende der schienen das paradies liegt.
diese lüge läßt sie das warten ertragen.

sie schauen dem zug hinterher,
doch auch er bietet
nicht die geringste chance,
hier heraus zu kommen.


                             (Foto: Bahnhof Puerto Varas / Link: Volcan Antuco/Chile) 

                        

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Angefangen hat das damals schon in Panguipulli, einer kleinen abgelegenen Stadt zwischen Villarica und Valdivia. Ich hatte geplant, von hier über den Paso Huahum nach San Martin de los Andes in Argentinien weiter zu fahren.

Panguipulli war ein nettes verträumtes Städtchen am gleichnamigen wunderschönen See. Abends machte ich noch einen langen Spaziergang und kaufte auf einem Markt bei einer Mapuche Indianerin ein Armband, dessen Steine, wenn man sie auf die Pulsadern drücken ließ, Gelassenheit und Zufriedenheit verheißen sollten. Nun, ich glaubte an so etwas nicht unbedingt, aber mir gefiel die Atmosphäre auf diesem Markt und mir gefiel die alte Frau, die mir das Armband verkaufte.

Am nächsten Morgen ging ein Bus nach Puerto Fuy am Lago Pirihueico, einem an den Ufern unzugänglichen und einem Fjord ähnlichen langgestreckten See, von dessen anderem Ende, in Puerto Pirihueico ein Bus nach San Martin über die Grenze fahren sollte.

Ich übernachtete in einer kleinen Pension, einem der üblichen malerischen Holzhäuser und wurde in der Nacht durch die Glocke der Feuerwehr geweckt. Beim Blick aus dem Fenster sah ich einen hellen Feuerschein und dichte Rauchwolken auf der Straße vorbei ziehen. Ich zog mich schnell an und ging zur Straße, wo sich inzwischen fast das ganze Dorf versammelt hatte. Eines der schönen Holzhäuser in dieser Straße stand lichterloh in Flammen. Wenn diese Häuser einmal brannten, dann war meistens nichts mehr zu retten. Das trockene Holz bot dem Feuer reichlich Nahrung. Man erzählte mir, dass es auch eine Pension war, die da brannte, aber dass keine Menschen zu Schaden gekommen wären.

Den Rest der Nacht schlief ich nicht mehr viel und war am anderen Morgen rechtzeitig an der Haltestelle um den klapprigen Bus nach Puerto Fuy zu besteigen. Es ging über eine schmale Schotterpiste am Lago Panguipulli entlang, nach Choshuenco, einem kleinen Dorf am Ende des Sees zu Füßen des gleichnamigen Vulkans, der sich allerdings hinter dichten Regenwolken versteckte. Durch eine traumhafte wilde Landschaft, mit einigen Stopps am Wegrand oder in einem Dorf, erreichten wir schließlich das Ende der schlammigen Straße in dem kleinen Dorf Puerto Fuy, das nur aus wenigen Holzhäusern bestand, aber am Seeufer des Lago Pirihueico auch eine Kneipe hatte. Es gab einen Anlegesteg, neben welchem viele Baumstämme gestapelt waren. Eine Fähre sah ich allerdings keine.

Ich ging also in die Kneipe, die vollkommen leer war. Ein Mann, vermutlich der Wirt, kam zu mir. Er sprach nicht englisch, aber zum bestellen eines Bieres reichte mein spanisch auch. Sogar so weit, um in Erfahrung zu bringen, dass morgen früh eine Fähre nach Pirihueico gehen sollte. Ich stellte meinen Rucksack neben dem Tisch ab, packte mein Notizblock aus und schrieb ein paar Zeilen für mein Reisetagebuch. Das Bier schmeckte gut und durch das Fenster konnte ich den See beobachten, um das Ankommen der Fähre nicht zu versäumen.

Ich beobachtete, wie die Familie des Wirtes, ein erwachsener Sohn und zwei hübsche halbwüchsige Töchter gemeinsam mit dem Mann einen neuen Ofen aufbauten. Der Sohn musste auf das Dach klettern um das Ofenrohr durch die Öffnung zu führen. Die Mädchen schafften dann Holz herbei und die Mutter beobachtete aus der Küche die Aktivitäten. Ich saß in meiner Ecke und war fasziniert, wie die ganze Familie sich über diesen neuen Ofen zu freuen schien und mit welcher Begeisterung die jungen Leute bei der Sache waren. So etwas gab es bei uns nicht mehr. Als der Ofen endlich brannte, waren alle zufrieden.

Durch das Fenster sah ich die Fähre kommen. Ich ließ meinen Rucksack und die Sachen auf dem Tisch in dem Lokal zurück und ging nach draußen. Die Wege waren schlammig und kaum befestigt. Zwischen den Häusern liefen Hühner herum und einmal begegnete mir auch ein Schwein, das mit der Nase im Schlamm herumwühlte. Na ja.

Die Fähre hatte inzwischen angelegt und ich erkannte, dass sie nur mit Baumstämmen beladen war. Ein Bagger mit einem Greifer begann die Stämme zu entladen und ein Holztransporter, der am Ufer erschienen war, wurde beladen. Es gab keine Möglichkeit, jemanden zu fragen und deshalb schaute ich mir das ganze Treiben an, bis das Schiff entladen war. Dann erfuhr ich aber doch, dass es morgen früh um sieben Uhr wieder zurück über den See gehen sollte und ich mitfahren könne. Zufrieden ging ich zurück in die Kneipe und erschrak, als ich eintrat.

Es war gerammelt voll. Alle Männer des Dorfes schienen sich eingefunden zu haben. Mein Tisch in der Ecke war noch leer, mein Notizblock und mein Fotoapparat lagen noch dort und mein Rucksack stand auf dem Boden daneben. Niemand schien meinen Platz angerührt zu haben, obwohl ich fast zwei Stunden weg gewesen war. Kaum hatte ich mich gesetzt, bekam ich von einer der Töchter ein Bier gebracht, ohne es bestellt zu haben, und der Wirt hinter der Theke winkte mir zu. Die beiden Mädchen bedienten die Gäste, servierten Getränke und wehrten sich gegen die harmlosen Annäherungsversuche und Scherze der meist jungen Männer. Klar, dass hier nichts ernsthaftes passieren würde, denn in diesem abgelegenen Dorf kannte und respektierte jeder jeden.

Die ältere der beiden Töchter des Wirtes schaute immer wieder zu mir her, brachte mir ein neues Bier und schien mich nicht aus den Augen zu lassen. Es kamen wohl auch nicht viele Fremde in dieses abgelegene Dorf, das fernab jeglicher Touristenrouten lag. Ich fragte sie, ob ich hier übernachten könne und da sie etwas englisch sprach, sagte sie mir, dass sie zwar keine Zimmer zu vermieten hätten, aber ich könne im Lager auf einer Pritsche schlafen. Natürlich war ich damit einverstanden. Sie fragte mich auch, wo ich herkam und sagte, dass sie auch einmal gerne nach Deutschland wolle und dass es in Chile viele Deutsche gebe. Sie ist hübsch, dachte ich mir und vermutlich waren alle jungen Männer dieses Dorfes hinter ihr und ihrer Schwester her. Obwohl alle viel tranken, ging es aber doch sehr gesittet zu. Der Vater als Wirt und der ältere Bruder, der später auch wieder auftauchte, wachten schon darüber. Die Mutter machte wohl die Küche, denn die Mädchen servierten hin und wieder auch Essen. Ich bestellte mir auch eine Portion gegrilltes Fleisch mit Kartoffeln und Louisa, so hatte sie sich mir vorgestellt, servierte es mir lächelnd mit einem neuen Bier.

Ich weiß nicht, wie viel ich getrunken hatte, aber als das Lokal sich langsam leerte, wurde ich auch müde. Ich ließ mir von Louisa den Lagerraum zeigen, in dem ich schlafen konnte. Er befand sich direkt neben der Kneipe, war angefüllt mit Getränkekisten und diversen anderen Paketen, Konserven und Flaschen. Auch eine Pritsche stand dort. Ich bedankte mich bei Louisa und sagte ihr, dass es mir gefiel. Sie sah mich an und lächelte, erkläre mir noch, wo die Toilette war, dazu musste ich über den Hof gehen, und sagte mir dann good-night.

Ich war müde von dem anstrengenden Tag und dem vielen Bier und legte mich auch gleich auf die Pritsche. Nur die Jacke und die Schuhe zog ich aus. Ich glaube, ich war sehr schnell eingeschlafen. Irgendwann in der Nacht erwachte ich, weil ich zur Toilette musste. Ich holte meine Taschenlampe aus dem Rucksack, denn Licht gab es hier nicht. Draußen bellten die Hunde, aber es half nichts, ich musste über den Hof. Aus dem Lokal hörte ich Stimmen. Es waren Louisa und ein Mann. Ich verstand zwar nicht, was sie redeten, aber ich merkte, dass Louisa ihn höflich aber bestimmt nach Hause schicken und er aber nicht gehen wollte. Er schien sie zu bedrängen. Das geht dich nichts an, sagte ich mir, aber als Louisa lauter wurde, öffnete ich die Tür zum Lokal. Beide sahen mich erstaunt und überrascht an. Ich sagte nichts, stand nur da und der junge Mann schien ziemlich sauer zu sein, sagte irgendetwas böses, das ich nicht verstand und hätte mich gerne mit seinem Blick getötet. Aber er erhob sich, warf Louisa noch einen Blick zu und verließ dann das Lokal. Louisa sah ihm nach und lächelte mir dann zu.

Ich wollte nur zur Toilette, sagte ich ihr auf englisch und sie nickte. Ich ging nach draußen über den schlammigen Hof und zwischen den herum streunenden Hunden mit meiner Taschenlampe zu dem kleinen Holzhäuschen mit der Toilette. Als ich zurück durch das dunkle Lokal in meine Kammer ging, merkte ich sofort, dass etwas nicht stimmte. Ich leuchtete mit der Taschenlampe durch den Raum und sah Louisa, die auf einer Getränkekiste saß und mich anschaute. Und während ich sie anschaute ohne etwas zu sagen, zündete sie eine Kerze an, die auf einer großen Flasche befestigt war. In dem flackernden Licht sah sie noch schöner aus, aber ich dachte mir: Das geht nicht. Da kommst du hier nicht mehr lebend weg. Ich habe auf dich gewartet, sagte sie auf englisch und ich nickte. Das habe ich befürchtet, aber das geht nicht, Louisa, das dürfen wir nicht tun. Sie lächelte. Warum nicht?    .....    Und dann lag doch noch eine ganze Nacht vor uns.

Im Morgengrauen erwachte ich und suchte meine Sachen zusammen. Louisa schlief noch auf dem Lager, das wir uns auf dem Boden zurecht gemacht hatten. Ich packte leise meinen Rucksack und verließ mit einem letzten Blick auf Louisa die Kammer, ging durch das leere, nach kaltem Rauch riechende Lokal und durch die Tür über die wenigen Holzstufen nach draußen. Die Fähre lag noch an dem Steg, doch auf dem Weg dort hin, zwischen den Pfützen, stand der junge Mann von gestern Nacht und neben ihm noch zwei Andere. Oh je, dachte ich mir, jetzt gibt es Ärger.

Ich ging dennoch langsam auf die drei zu. Dahinter lag die Fähre, der leere Holztransporter fuhr gerade auf das Schiff, einige Waldarbeiter in Gummimänteln, Stiefeln und mit Werkzeugen folgten ihm. Ich hatte aber nur den Blick auf die drei jungen Männer gerichtet und überlegte, wie ich an ihnen vorbei kommen konnte. Als ich unmittelbar vor dem Mittleren, jenem von gestern Nacht, stand, sahen wir uns an. Sein Blick ging dann plötzlich über meine Schulter zu dem Haus. Ich drehte mich um und sah Louisa dort an der Tür auf der Treppe stehen, und zu uns herüber sehen. Als ich mich wieder zu meinem Gegenüber umdrehte, trat er zur Seite. Die beiden anderen folgten seinem Beispiel und wir sahen und schweigend an. Danach konnte ich unbehelligt auf die Fähre gehen, auf der ich neben den Waldarbeitern der einzigste Reisende war.

Als die kleine Fähre kurze Zeit später ablegte, sah ich die drei jungen Männer immer noch am Ufer stehen und auch Louisa stand noch vor der Tür und sah mir nach. Zwischen dem morgendlichen Dunst, dem Schlamm und den Pfützen, wirkten sie alle sehr verloren. Ich fühlte mich plötzlich nicht mehr wohl in meiner Haut. Ich hatte das Gefühl, das eingespielte und bisher funktionierende Gefüge in diesem kleinen Dorf empfindlich gestört zu haben. Ach hätten die drei mich doch nur verprügelt.

Bei der Überfahrt über den See hatte ich kaum einen Blick für die grandiose Landschaft, die dichten Wälder und die steilen Ufer. Tiefhängende Wolken, schließlich auch Regen empfingen uns in Puerto Pirihueico, als das Schiff dort anlegte. Es gab natürlich keinen Bus für die Weiterfahrt, doch der Holztransporter nahm mich bis zur Grenze mit. Vollkommen durchnässt kam ich dort an und verbrachte ein paar Stunden in den Polizeihütten, beim Tischtennis spielen mit den Grenzbeamten. Es kam aber kein Auto vorbei, woher auch, denn es gab ja auch keine Fähre mehr, und es hörte auch nicht auf zu regnen. So muss es wohl sein, dachte ich mir und machte mich zu Fuß auf den Weg. Beim Laufen über den schlammigen Weg mit seinen Pfützen, dem Regenwasser in meinem Kragen und meinen Schuhen, dachte ich an Louisa und mein Weg von Chile nach Argentinien kam mir vor, wie die Vertreibung aus dem Paradies. 

Irgendwann erreichte ich dann den Lago Lacar und am Ufer lag ein Schiff, das mich nach San Martin mitnehmen wollte. .....
Aber da beginnt schon wieder eine andere Geschichte.


(San Martin de los Andes, Argentina)



(alle Fotos Puerto Fuy und Puerto Pirihueico -
Links: Border Argentina bei Pirihueico und Hotel Patagonia Sur Nähe Puerto Natales)



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Ich hatte gerade den Vulkan Osorno bestiegen, ca. 2600 m hoch, mit einem vergletscherten Gipfel, was einer der Höhepunkte meiner ersten Chile-Reise war (bei der Zweiten war es der Vulkan Licancabur mit fast 6000m) und war mit dem Bus entlang des wunderschönen und großen Lago Llanquihue in die Stadt Osorno gefahren. Hier hatte ich mich in einem der sehr schönen Holzhäuser einquartiert und war drei Tage lang durch die Stadt gestreift um Fotos zu machen. Abends hatte ich gut gegessen und nachts geschrieben.
Nach drei Tagen packte mich aber die Unruhe und da das Wetter auch nicht mehr sehr gut war, es hatte zu Regnen begonnen, beschloss ich ans Meer zu fahren. Ich mietete mir ein Auto und fuhr ca. 70 Kilometer Richtung Bahia Mansa, die letzten 30 Km auf einer Schotterpiste. Unterwegs wurde der Regen stärker, die Straße war verschlammt und rutschig. Ein paar einsame Höfe lagen entlang der Strecke, einmal liefen ein paar Schweine auf dem Weg herum. Menschen begegneten mir fast keine.

Je näher ich der Küste kam, desto dichter wurde der Nebel. Die Wolken hingen tief zwischen den nicht sehr hohen bewaldeten Bergen. Irgendwann tauchten die ersten Häuser schemenhaft vor mir auf. Kleine Holzhäuser, wie überall hier. Teilweise brannten Lichter hinter den Fenstern, Rauch stieg aus den Schornsteinen. Es war dämmerlich und kalt, obwohl es erst Nachmittag und Sommer war. Ich fuhr auf den nicht befestigen schlammigen Wegen durch den Ort und erreichte schließlich das Meer. Ein großer Sandstrand verlor sich im Nebel, die Brandung des Pazifik war aufgewühlt wie meistens. Die Häuser zogen sich an den Berghängen empor und verschwanden irgendwann und irgendwo im Nebel.

Ich parkte meinen Wagen neben der Uferstraße, zog meine Stiefel und meinen Anorak an und machte mich zu Fuß auf den Weg durch die Stadt. Sie wirkte sehr verloren und scheinbar ausgestorben, wozu der dichte Nebel entscheidend beitrug. Es gab einen Campingplatz, jedoch geschlossen, zugewachsen und mit  verfallenen Hütten und zerstörten Tischen und Bänken. Ein großes Gebäude stand als Brandruine neben der Straße, verkohlte schwarze Balken und ein Kamin ragten in den Himmel. Diskotheque war in abgeblätterter Farbe auf einem Brett zu lesen. Zwei Menschen gingen an mir vorbei, ohne auf mich zu achten. Eine Kuh lief langsam den Weg entlang, Schafe grasten vor einem Haus. Es hatte aufgehört zu regnen, aber überall standen große Pfützen.

Es gab sogar so etwas wie eine Hauptstraße. Hier parkte ein alter amerikanischer Straßenkreuzer vor einem kleinen Lokal. Ein kleines Mädchen spielte vor ein paar Tischen mit Sonnenschirmen, letztere wohl mehr wegen des Regens, die vor dem Holzhaus standen. Ich holte mir aus dem Lokal eine Flasche Bier und setzte mich dann unter einen Schirm an einen der Tische. Das kleine Mädchen beobachtete mich neugierig und ich lächelte ihm zu.
Dieser Ort verkörperte für mich mehr das Ende der Welt, als es Ushuaia, die südlichste Stadt der Welt, wo ich vor ein paar Wochen gewesen war, getan hatte. Dort gab es viele Touristen, viele Autos, einen Hafen, Flugplatz, Hotels usw. Nein, das „Ende der Welt“ hatte ich mir vor meiner Reise nicht so wie Ushuaia vorgestellt, sonder eher so wie Bahia Mansa, denn so hieß der kleine Ort, in den es mich verschlagen hatte.

Auf dem Rückweg zu meinem Auto kam mir ein von zwei Ochsen gezogener Holzkarren entgegen, auf dem ein Mann mit zwei Kindern saß. Ein alter Lastwagen stand am Straßenrand, dahinter mein neuer, aber inzwischen recht verdreckter Leihwagen. Ich hatte ihn genau vor einem kleinen Restaurant abgestellt und ging jetzt dort hinein, um nach einem Zimmer zu fragen. Diese düstere Stimmung und die Einsamkeit des Ortes hatten mich veranlasst, hier die Nacht zu verbringen. Zwei Männer trugen Kisten von dem LKW in einen Schuppen neben dem Haus. In dem Restaurant befanden sich keine Gäste, aber eine junge Frau kam auf mein Rufen aus einem Hinterzimmer und sah mich erstaunt an. Mit fremden Besuchern hatte sie wohl nicht gerechnet und blickte etwas irritiert aus dem Fenster zu den Männern im Hof. Ich fragte, ob ich ein Zimmer haben könne und sie lächelte. Sie brachte mich dann in ein kleines gemütliches Zimmer, durch dessen Fenster ich einen schönen Blick auf das Meer hatte. Vor dem Fenster standen Tisch und Stuhl, es gab außer dem Bett noch einen Kleiderschrank, mehr braucht man nicht. Die Dusche und Toilette waren auf dem Flur. Ich holte mein Gepäck aus dem Auto und  meinen Proviant, den ich in Osorno eingekauft hatte. Wenn ich in Gegenden fuhr, wo ich nicht wusste, was mich erwartet, hatte ich immer etwas zu Essen und zu trinken dabei. So setzte ich mich an den Tisch, trank ein Bier aus der Dose und blickte durch das Fenster auf das langsam in Dämmerung und Nebel verschwindende Meer. Ich holte meinen Block aus der Tasche und schrieb diese Zeilen.

Irgendwo im Haus hörte ich laute Stimmen. Eine Frau und ein Mann schienen sich zu streiten. Ich konnte jedoch nichts verstehen. Dann wurde eine Tür zu geschlagen und es war Ruhe. Ich zog meinen Anorak an und verließ mein Zimmer und das Haus. Auf der hölzernen Terrasse stand die junge Frau, die mir das Zimmer vermietet hatte, an einen Pfosten gelehnt und rauchte nervös eine Zigarette. Sie trug Jeans und nur eine Bluse, ihr war kalt, sie hatte die Arme verschränkt und wir sahen uns kurz an, als ich an ihr vorbei die kleine Treppe hinunter ging. Sie richtete ihren Blick dann wieder auf das Meer, dessen schaumige Brandung deutlich zu hören war und in der Dunkelheit noch als weiße Streifen zu erkennen war. Ich schlenderte an meinem Auto vorbei in Richtung des kleinen Zentrums und als ich mich umdrehte, stand die Frau noch immer auf der Terrasse und  rauchte.

Die schlammigen Wege waren menschenleer, nur ein paar Hunde streunten herum. Hinter den Fenstern brannten Lichter, die Schornsteine rauchten. Vor der kleinen Kneipe stand noch immer der alte Straßenkreuzer. Der Wirt erkannte mich wieder, als ich mir ein Bier holte. Das kleine Mädchen schlief bestimmt schon. Ich setzte mich wieder auf den gleichen Platz am Straßenrand wie heute Nachmittag, der Sonnenschirm war zusammengeklappt. Ich schaute über die einsame von Pfützen übersäte Straße und war in meinen Gedanken zuhause.

Es war schon spät und stock dunkel, als ich zurück zu meinem Quartier kam. Wegen der dichten Wolken waren keine Sterne und kein Mond zu sehen, das Rauschen der Brandung war deutlich zu hören, im Haus brannte kein Licht. Über die kleine Holztreppe stieg ich zur Terrasse und hoffte, das die Haustüre noch offen war. „Buenas Noches,“ hörte ich plötzlich eine Stimme und blieb stehen. Jetzt erst sah ich die Frau auf der Bank sitzen, die vor der Hütte stand. Sie hatte jetzt eine dunkle Jacke an. Ich setzte mich zu ihr und wir rauchten schweigend und lauschten der Brandung.

„Es ist sehr einsam hier,“ sagte ich in Englisch, ohne sie anzusehen. „Si, mucho solitario,“ antwortete sie und fragte mich dann in Englisch: „Wie lange wollen sie bleiben?“ „Ich fahre morgen weiter nach Valdivia.“ „Sie kommen aus Germany?“ Ich nickte. „Nehmen Sie mich mit?“ Ihre Frage kam so überraschend, dass ich mich am Zigarettenrauch verschluckte und husten musste. „Nach Deutschland?“ fragte ich etwas zögernd und sie lachte. „Nein, ich meine morgen nach Valdivia.“ „Warum fahren Sie nicht mit dem Bus?“ „Mein Mann kennt die Busfahrer und alle anderen, die hier im Dorf ein Auto haben auch.“ „Warum wollen sie weg von hier?“ „Fragen Sie doch nicht immer warum. Sagen sie einfach ja oder nein.“ Ich sah sie von der Seite an, während sie weiter in die Nacht auf das Meer blickte und erwiderte nichts. Warum sollte ich mich in ihr Familienleben einmischen? Wenn sie Probleme mit ihrem Mann hat, dann soll sie es doch mit ihm klären. „Nach Osorno würde auch schon reichen, dort kann ich einen Bus nehmen.“ Jetzt sah sie mich direkt an und griff sogar nach meiner Hand.

„Es wird Ärger geben,“ gab ich zu bedenken. „Niemand kennt Sie hier und vermutlich werden Sie auch nie mehr hier herkommen,“ beeilte sie sich zu sagen. „Ihr Mann wird uns aufhalten.“ „Er wird es nicht merken. Ich warte am Ende des Ortes in der kleinen Hütte an der Straße auf Sie.“ „Wieso gerade ich?“ „Sie sind der erste Fremde seit vielen Tagen hier, den ich fragen konnte.“ Sie steckte sich wieder mit zitternden Händen eine Zigarette an und ihr Blick hing auf meinem Gesicht. Natürlich hatte ich längst bemerkt, dass sie sehr schön war, aber warum sollte ich eine Frau vor ihrem Mann retten? Genau deshalb. Weil sie so schön war und ich genau so einsam, wie dieses gottverlassene Nest. Ich hätte nicht hier her kommen sollen.
„Gut, ich nehme Sie mit. Sind Sie morgen um 8 Uhr an dieser Hütte.“ „Danke,“ sagte sie erleichtert, umarmte mich kurz und ging dann ins Haus. Ich blieb noch eine Weile sitzen und schüttelte den Kopf. Dann ging ich in mein Zimmer, setzte mich an den Tisch vor dem Fenster und schrieb in meinen Block den zweiten Teil dieser Geschichte. Später, beim Einschlafen überlegte ich mir, was wohl der dritte Teil bringen würde.

Am anderen Morgen erwachte ich gegen sieben Uhr. Im Haus war alles ruhig, als ich über den Flur zur Dusche ging. Zurück in meinem Zimmer zog ich mich an und packte meine Sachen. Draußen hing noch der Dunst über dem Strand, aber es regnete nicht mehr. Ich suchte im Haus nach der Frau, deren Namen ich noch nicht einmal wusste, traf aber statt dessen den Mann, der im Gastraum an einem Tisch saß und rauchte. Vor ihm stand eine Kaffeetasse. „Buenos Dias“, sagte ich und er blickte kurz auf. „Buenos Dias“, erwiderte er und fügte fragend hinzu: „Café?“ Ich nickte und setzte mich zu ihm an den Tisch. Er holte von der Theke eine Tasse und schenkte aus einer Kanne Kaffee ein. Wir tranken schweigend, dann sagte er plötzlich in Englisch: „Können Sie mich mitnehmen nach Osorno?“ Ich verschluckte mich am Kaffee und musste husten. Was war denn hier los? „Warum?“ fragte ich. „Mein Frau ist weggelaufen. Ich glaube sie ist zu Ihrer Schwester nach Valdivia. Mein Auto ist kaputt und hier kommt erst morgen ein Bus.

Ich musste an die Frau denken, die vermutlich an der Hütte auf mich wartete. Ich legte das Geld für das Zimmer auf den Tisch und sagte: „Ich fahre nicht nach Osorno, sondern bleibe noch etwas in dieser Gegend.“ Er sah mich enttäuscht an. „Warum ist sie ihnen weggelaufen?“ „Sie hat das schon öfters gemacht. Immer wenn hier ein Fremder ins Dorf kommt, hängt sie sich an den. Hat sie Sie noch nicht gefragt?“ Er sah mich an und ich erwiderte seinen Blick und sagte: „Nein.“ Er schaute dann wieder in seine Tasse und meinte: „Ich glaube sie hat einen Liebhaber in Valdivia. In so einem kleinen Dorf wie Bahia Mansa geht das aber nicht. Ich will dort hin, um den Kerl umzubringen.“ Ich sah ihn nachdenklich an. Auf was hatte ich mich da eingelassen. „Ich muss gehen,“ sagte ich und erhob mich. Er blieb mit geballten Fäusten am Tisch sitzen. 

Ich verstaute meine Sachen im Auto und ging hinunter zum Strand. Es war noch immer dunstig, der Sand war nass und das Meer sehr aufgewühlt. Ich ging bis zu den Felsen und schaute hinaus aufs Wasser. Warum lasse ich mich in diese Eheprobleme reinziehen? Solche Trennungen muss man ohne fremde Hilfe schaffen und es ist niemals gut, wenn man sich nur trennt, um gleich mit dem oder der nächsten zusammen zu gehen. Eine Trennung sollte man nur für sich selbst verantworten.

Klugschwätzer, dachte ich mir, während ich über den Strand zu dem Haus im Nebel schaute. Du holst jetzt die Frau und nimmst sie mit, egal wo hin. Ich ging zurück zum Auto und fuhr langsam los. Der Mann stand an der Tür und schaute mir nach. Ich fuhr zügig durch das Dorf und über die schlammige Piste Richtung Osorno. Ein paar hundert Meter nach dem letzten Haus stand eine Hütte. Dort hielt ich an. Es war aber niemand zu sehen. Ein Mann auf einem Pferd kam mir entgegen. Er hatte ein Gewehr über der Schulter hängen und sah mich misstrauisch an, als er an mir vorbei ritt. Ich wartete noch einen Moment und ging zur Hütte. Die Tür war verschlossen. Ich klopfte dagegen und rief laut Hallo. Niemand antwortete. Ich umrundete die Hütte, aber niemand war zu sehen. Auch keine Antwort, als ich nochmals rief. 

Etwas entfernt waren jetzt zwei Männer auf Pferden und beide hatten Gewehre. Ich steckte mir eine Zigarette an und beobachtete die Männer. Sie saßen reglos auf ihren Pferden. Die Frau war nirgends zu sehen. Ich warf die Zigarette weg, stieg in meinen Wagen und raste mit durchdrehenden Reifen davon. Im Rückspiegel sah ich die einsame Hütte und die beiden Reiter auf dem Weg langsam im Nebel verschwinden.  Es hatte wieder angefangen zu regnen und ich war froh, einige Kilometer zwischen mich und dieses neblige Dorf zu bringen.

Ich hatte schon längst die nächste Kurve hinter mir gelassen, als sich die Tür der Hütte langsam öffnete und die Frau zögernd heraustrat. Sie blickte ängstlich zu den beiden Reitern und dann über die einsame Straße in die Richtung, in der ich gerade verschwunden war und die für sie die Freiheit hätte sein sollen. Sie weinte ein wenig, wegen dieses gescheiterten Fluchtversuches. Es ist gar nicht so einfach, mit einer Trennung, dachte sie. Aber sie hatte es vorher ja auch noch nie probiert. Und sie hätte ohnehin auch nicht gewusst, wo sie hätte hin gehen können.

Diesen letzten Absatz habe ich später in einem Cafe in Valdivia einfach erfunden, denn ich konnte ja nicht wissen, was wirklich geschehen war. Aber so hätte es möglicherweise gewesen sein können. Und das würde auch erklären, warum ich noch lange nach dieser Begebenheit mit einem schlechten Gefühl daran zurück denken musste.

(Valdivia / Chile)           

(alle Fotos und Links: Bahia Mansa / Chile)



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Meine erste Chile-Reise habe ich in La Serena beendet. Das war damals ganz am Anfang auch die erste Station der Reise. "Am Ende meiner Reise fahre ich noch einmal nach La Serena, um zu sehen, was sich verändert hat. Nicht an der Stadt, sondern an mir."  Und es hatte sich viel verändert! Zwei Jahre später bin ich noch einmal in dieses wunderschöne Land zurückgekehrt. Meine beiden langen Chile-Reisen sind bis heute vielleicht das Wichtigste, was ich je gemacht habe.

"Vielleicht ist mein Herz in Chile geblieben und nur mein Körper ist zurückgekehrt...  wer weiß..., aber...
Ob ich nun hier bin, oder dort, das ist egal. Es ist immer nur ein Teil von mir hier und ein anderer Teil ist immer noch dort."
(Auszug aus meinem Tagebuch 1999)



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"Die Sterne über Patagonien sind die Spieglungen der Seelen der Menschen."


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(alle Texte und Fotos: cop. by h.lederer)     

(Ausnahme: Foto Neruda: Fundacion Pablo Neruda-Chile)

 
     
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